Therapy? in Graz: Fabelhaft, wie erwartet

Über eineinhalb Stunden bretterten Therapy? am Samstagabend im Grazer ppc durch ihr beinahe 30 Jahre umfassendes musikalisches Werk. Von den Troublegum-Hits bis zum jüngst veröffentlichten Cleave.

Gemeinsam mit Therapy? ist auch ihr Publikum sichtlich gealtert – und doch ist weder die Energie auf der Bühne noch die Begeisterung vor der Bühne gewichen. Natürlich könnte man den Nordiren vorwerfen, dass der Einstieg mit der aktuellen Single Wreck It Like Beckett – nachdem zuvor Das Wulkatal Trio durchaus erfolgreich den Anheizer gegeben hat – ein wenig verhalten ausfiel. Das wäre jedoch kleinlich, denn schon mit Expelled – ebenfalls vom 2018 erschienen Album Cleave – brachten sie die Show auf den Weg, und spätestens mit dem Troublegum-Klassiker Die Laughing hatte der Abend sein erstes Highlight samt euphorischem Mitgröhlen.

Die Faszination Therapy?

Freilich liegen die kommerziellen Höhepunkte der Band mittlerweile lange zurück. Ihr Opus Magnum Troublegum erblickte bereits 1994 das Licht der Rock-Welt und steht bis heute im Zentrum aller Gedanken an die Band. Das großartige Infernal Love erschien nur ein Jahr später. Dennoch strahlt das Trio aus dem County Antrim wie eh und je ihre Faszination aus. Kaum festzumachen ist ihr musikalischer Mix, mit dem sie eine Show zwischen Noise Rock, Alternative Rock, Heavy Metal und Punk Rock auf die Bühne stellen. Gleichermaßen ist es ihnen gelungen, bis in die Gegenwart hervorragende neue Musik zu veröffentlichen. Mittlerweile blicken sie auf 15 Studioalben zurück, demnächst feiern sie ihr 30-jähriges Bestehen. All das kulminiert in Konzerten, die immer sehenswert, häufig magisch sind. Frontmann Andy Cairns beweist neben seiner musikalischen Fähigkeit ebenso als charmanter Entertainer, der auch ernst kann. „Fuck the British Government“, schwere Worte aus dem Mund eines Nordiren, der während der Troubles aufgewachsen ist. Er stellt die europäische Freundschaft über den unsäglichen Brexit. Hängt der Vollständigkeit halber auch ein „Fuck Donald Trump“ an. Das Publikum ist seiner Meinung.

Im Zuge von Potato Junkie… James Joyce is fucking my sister, James Joyce is fucking my sister, James Joyce is fucking my sister… (Sorry, das musste sein…) Die zeitlose Hymne ihres zweiten Albums Pleasure Death unterbrachen sie im Gedenken ihres im Dezember verstorbenen Freundes und Buzzcocks-Sängers Pete Shelly für ein Snippet aus deren Hit Ever Fallen In Love (With Someone You Shouldn’t’ve).

Am Ende eine Song-Front aus den Troublegum-Tagen, den Cleave-Kracher Success? Success Is Survival als würdigen Rausschmeißer und dann stehst du da, stehst da und freust dich auf das nächste Mal, wenn Therapy? in deine Stadt kommen.

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